Odessa in den 1960ern. Eine Frau sitzt nachts am Schreibtisch. Sie soll eine Rede verfassen, aber Unruhe und der banale Alltag lassen ihr keine Ruhe. „Abwaschen oder nicht abwaschen, das ist hier die Frage“, die sich die Beamtin Valentina Ivanovna Sviridova stellt, und die ein ganzes Vehikel weiterer großer und kleiner Probleme in Erinnerung ruft. Als spät nachts eine traurige, junge Frau bei Valentina klingelt, rückt zumindest die Lösung des Abwasch-Dilemmas näher, denn es handelt sich um Nadja, die sich als Haushaltshilfe vorstellt. Zwischen diesen beiden sehr ungleichen Frauen und Valentinas abwesendem Ehemann, einem Geologen auf Expedition, entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, die in Rückblenden aus der Sicht der Frauen erzählt wird.
Bereits in den ersten Minuten zeigt sich Muratovas Kunst, aus dem Spiel von Licht und Schatten, von Bild und Ton, von innerem Monolog und äußerer Wirklichkeit, von Zitat und Parodie, eine Mischung aus Poesie und Realismus, aus entlarvendem Humor und leiser Wehmut zu kreieren. Ihr Stil wird später mit den ganz großen Regisseur_innen des 20. Jahrhunderts verglichen, doch zunächst landeten Muratovas Filme in den Schubladen. Nach zeitweisem Berufsverbot begann der große Durchbruch 20 Jahre zeitverzögert, als ihre frühen Filme von der Zensurbehörde freigegeben wurden.
Kira Muratova verstarb im Juni 2018 im Alter von 83 Jahren.
„Mit ihrer Kompromisslosigkeit geht Kira Muratowa neben Andrei Tarkowski, Aleksei German, der früh verstorbenen Larissa Schepitko und Aleksandr Sokurow als eine der bedeutendsten RegisseurInnen in die sowjetische Filmgeschichte der Periode nach dem Tauwetter ein.“ (Catherine Silberschmidt in www.woz.ch)
Regie: Kira Muratova, UdSSR 1967
Präsentiert von kinovi[sie]on.